Chronik

Nachdem im August 1950 der damalige Bundesinnenminister Dr. Gustav Heinemann den vormaligen Gründer der Technischen Nothilfe Otto Lummitzsch mit der Gründung einer technischen Hilfsorganisation beauftragt hatte, begannen ab 1951/52 die Bemühungen zur Gründung der ersten Ortsverbände.

 


 

 OV-Gründung 1952

 

Die Angaben über die Gründung des OV Stolberg sind widersprüchlich. Laut dem Buch “Die Stadt Stolberg in Daten“ erfolgte die Gründung am 19. Mai 1952, nachdem der Polizeimajor a.D. Kövenich sich in Stolberg und Düren um die Gewinnung von Helfern bemüht hatte und zur gleichen Zeit die ersten Helfer des OV Aachen verpflichtet hatte. Aktenkundig ist aber nur, dass am 19.Mai 1953 als Helfer Nr.1 der Gründungsortsbeauftragte Ulrich Wentzler verpflichtet wurde.

 

Die Gewinnung neuer Helfer ging aber so schleppend voran, dass Herr Kövenich sich an den Sprengmeister Georg Werner mit der Bitte um Unterstützung wandte. Herr Werner ging mit großem Elan an die Aufgabe heran, stellte seine Firmenausrüstung und LKW zur Verfügung und gewann viele Firmenmitarbeiter. Bereits 1954 wurden auf Bezirksebene Übungen mit Sauerstofflanze, Sprengungen und Stegebauten durchgeführt, die auch heute noch beachtenswert wären. Von einem einfachen Raum an der Aachenerstraße zog der OV in die alte Berufsschule um und erhielt auch erste Ausstattung – die berühmten Bindeleinen und Schubkarren. Bereits nach kurzer Zeit erfolgte der Umzug in eine größere Unterkunft in der ehemaligen Berufsschule, heute Kaufhaus Woolworth, in der mit dem wenigen Gerät eine sachbezogene Ausbildung stattfinden konnte.

 


 

Neubeginn auf Stolberger Burg

 

Nachdem im August 1950 der damalige Bundesinnenminister Dr. Gustav Heinemann den vormaligen Gründer der Technischen Nothilfe Otto Lummitzsch mit der Gründung einer technischen Hilfsorganisation beauftragt hatte, begannen ab 1951/52 die Bemühungen zur Gründung der ersten Ortsverbände.  Als aber nach der Kubakrise 1962 der Luftschutzhilfsdienst gegründet und vorrangig mit Fahrzeugen ausgestattet wurde, sah sich Herr Werner nicht in der Lage, innerhalb eines Jahres den Ortsverband von 36 auf 130 Helfer zu vergrößern, um eine LS Bergungsbereitschaft in Stolberg aufzustellen. Als daraufhin das THW Stolberg weiterhin keine Fahrzeuge erhielt, sah OB Werner keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten und übergab 1964 sein Amt an den städtischen Angestellten Ernst Wegener.
Dieser musste mit den verbliebenen 6 Helfern praktisch ganz von vorne beginnen. Er widmete sich seiner neuen Aufgabe so intensiv, dassspäter die Helfer nur noch vom Boss und von seiner Gattin als „die Mutti“ sprachen. Gleich 1966 hatten die Helfer bei den Überschwemmungen durch die Vicht bei der Räumung von Altstadtstraßen die erste Bewährungsprobe, der man sich so intensiv widmete, dass sogar ein Ofen mit brennendem Feuer gerettet wurde.

  

Als 1968 die Unterkunft in der alten Berufsschule abgerissen wurde, bot die Stadt dem THW die Ruine der alten Vorburg (das heutige Heimatmuseum) an, die die Helfer in langwieriger Arbeit instandsetzten, so dass im Oktober 1970 eine für die damalige Zeit vorbildliche und zudem romantische Unterkunft eingeweiht werden konnte. Zudem hatte der OV einen Uralt VW Bulli und einen Hanomag MLW als ersehnte erste Fahrzeuge erhalten, sodass nun mit neuem Schwung gearbeitet werden konnte. Durch die Freistellungsmöglichkeit von der Bundeswehr hatte das THW einen großen Zulauf an neuen Helfern. Mit Auflösung des Luftschutzhilfsdienstes kamen ein ABC-Zug und der Fernmeldezug, den einige Stolberger Ratsherren als Helfer kennenlernten und der später zum OV Eschweiler wechselte, zum THW Stolberg. Mitte der siebziger Jahre erhielten die Züge, vor allem der Bergungs- undder Instandsetzungszug die kompletten Ausstattung. Beispielhaft für das THW wurden eine Frauen- und eine Jugendgruppe 1974 gegründet. Zu den besten Zeiten hatte der OV 120 Helfer und 17 Kraftfahrzeuge. Dank der Beleuchtungsausstattung und der vorzüglichen Versorgungsgruppe häuften sich zudem die Einsätze. Besonders hervorzuheben ist hier 1981 der Bau einer insgesamt 75 m langen Behelfsbrücke aus Fährenoberbau-material in Zweifall, durch die die Bevölkerung kilometerweite Umwege sparte. Nachdem seit 1976 einer der Gründungshelfer des OV Rudi Domke den Ortsverband leitete, übernahm 1979 Karl Hubert Dahmen das Amt des Ortsbeauftragten, das er bis heute bekleidet.

 


 

Alte Feuerwache

 

1983 wurde im Zuge der Altstadtsanierung dem OV die Unterkunft in der Torburg gekündigt. Durch den Neubau der Feuer- und Rettungswache „An der Kesselschmiede“ konnte aber rechtzeitig die alte Feuerwache an der Eisenbahnstraße nach umfangreichen Eigenarbeiten bezogen werden. An dieser verkehrtechnisch exponierten Stelle und durch die zahllosen Einsätze und Hilfeleistungen gewann das THW einen hohen Bekanntheitsgrad. Autobahneinsätze auf der A4 und Ausleuchtungen, Pumparbeiten im Kreisgebiet und Hilfeleistungen mit dem Einsatzrohrgerüst gehörten zumbeinahe täglichen Geschäft. Helfer des OV waren an Auslandseinsätzen nach Erdbeben in Italien, Mexiko-City und Griechenland beteiligt. Sie halfen bei Kinderheiminstandsetzungen in Rumänien, bei Transporten nach Russland, bei der Trinkwasseraufbereitung in Ruanda,bei Überflutungen in den Niederlanden, bei Stromversorgungen in Frankreich und dem Iran und bei vielen anderen Hilfeleistungen im Ausland mit. Delegationen aus vielen europäischen Ländern wie aus Frankreich und Russland informierten sich in Stolberg über die Leistungsfähigkeit des Technischen Hilfswerks. Lediglich bei den Stolberger Ganoven war das THW zweite Wahl, als bei einem nächtlichen Einbruch in die benachbarte Unterkunft der Löschgruppe Mühle das eigentlich avisierte Löschfahrzeug nicht entwendet werden konnte und man statt dessen mit dem THW-Fahrzeug vorlieb nahm und mit Blaulicht und Martinshorn durch den Stadtwald raste.

 


 

Neustruktur des THW 1997

  

Aber bereits zu Beginn der 90’er Jahre wurde dem THW die geliebte alte Feuerwache gekündigt und der OV hatte erhebliche Schwierigkeiten, ein neues Mietobjekt für 16 Fahrzeuge zu finden. Alle angebotenen Objekte waren Ruinen, mit erheblichen Altlasten versehen oder gar nicht im Besitz der Stadt. Vorteilhaft für die Unterkunftssuche wurde als Folge der internationalen Entspannung 1997 eine Strukturreform des THW durchgeführt, in deren Folge der Fahrzeugpark des OV auf 7 Fahrzeuge zusammenschmolz, der ABC-Dienst an die Feuerwehr übergeben werden musste und Bergung und Instandsetzung zu einem Technischen Zug Infrastruktur mit 60 Helfern verschmolzen. Dadurch konnte nach dem Abzug der belgischen Streitkräfte aus Stolberg der CMC Supermarkt an der Oststraße nach harten Kämpfen um die Finanzen zur ersten bundeseigenen Unterkunft mit Unterstützung der Helfervereinigung in großzügiger Weise umgebaut werden. Seit dem Bezug der Unterkunft 1996 haben Helfer des OV an vielen Großeinsätzen mit Bravour teilgenommen. Als Beispiel seien nurdie Pumpaktion an der Perlenbachtalsperre, Einsätze nach dem Oderhochwasser und nach dem Orkan Lothar in Frankreich, nach der Gasexplosion in der Bendstraße 1999 sowie 2002 nach dem Elbehochwasser in Torgau genannt, wo die Helfer erfolgreich den Deich verteidigen halfen und der Zugführer von einigen schlaflosen Nächten durch Stromversorgungen und einen Einsatz in der überfluteten Putenfarm in Großtreben berichten kann.